
Haare in der Bürste, auf dem Kopfkissen oder im Abfluss – Haarausfall ist ein Thema, das viele Menschen im Laufe ihres Lebens betrifft und häufig mit Unsicherheit und Besorgnis verbunden ist. Dabei ist nicht jeder Haarverlust gleich krankhaft – bis zu 100 Haare täglich zu verlieren, gilt als völlig normal. Doch wenn das Haar dauerhaft dünner wird oder sich kahle Stellen bilden, ist es Zeit, genauer hinzusehen.
Wann wird Haarausfall bedenklich?
Zunächst sollte unterschieden werden: Fallen die Haare diffus, also gleichmäßig über den ganzen Kopf verteilt, aus? Oder treten gezielte kahle Stellen auf? Während letzteres dringend von einem Hautarzt abgeklärt werden sollte (z. B. kreisrunder Haarausfall), kann bei diffusem Haarverlust oft abgewartet werden – etwa nach jahreszeitlichen Schwankungen im Herbst oder nach einem stressigen Ereignis.
Aber: Wenn der Haarausfall länger als drei Monate anhält oder stärker wird, ist ein Besuch in einer spezialisierten Haarsprechstunde ratsam. Universitätskliniken und engagierte Dermatolog:innen bieten oft eine fundierte Diagnostik an, um der Ursache gezielt auf den Grund zu gehen.
Mögliche Ursachen – von Genetik bis Ernährung
1. Erblich bedingter Haarausfall (androgenetische Alopezie):
Die häufigste Ursache – bei Frauen meist am Scheitel, bei Männern typisch mit Geheimratsecken. Verantwortlich sind dabei genetische Faktoren und Hormone wie DHT, ein Abbauprodukt des Testosterons.
2. Nährstoffmängel:
Insbesondere Eisen, Zink, Vitamin D und Biotin spielen eine Rolle beim Haarwachstum.
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Eisenmangel tritt häufig bei Frauen (v. a. bei vegetarischer Ernährung) auf und kann durch Blutarmut die Haarfollikel unterversorgen.
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Zink unterstützt die Zellteilung – aber Vorsicht: Zu viel Zink kann schädlich sein.
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Vitamin D ist in unseren Breitengraden oft zu niedrig, besonders im Winter.
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Biotinmangel ist selten, wird aber oft in Präparaten zur Haarpflege verwendet.
3. Hormonelle Veränderungen:
Schilddrüsenfunktionsstörungen, Schwangerschaft, Wechseljahre oder das Absetzen hormoneller Verhütung können das Haarwachstum beeinflussen.
4. Medikamente:
Antibiotika wie Erythromycin, Blutdrucksenker (z. B. ACE-Hemmer), Cholesterinsenker (Statine) oder bestimmte Psychopharmaka können Haarausfall begünstigen.
5. Stress und psychische Belastungen:
Trauer, Trennung, Krankheit oder auch anhaltender Alltagsstress können zu sogenannten telogenen Effluvium führen – einem verzögerten, diffusen Haarausfall.
Was hilft wirklich? – Therapieansätze im Überblick
Medikamentös:
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Minoxidil (rezeptfrei):
Das bekannteste Mittel bei anlagebedingtem Haarausfall. Es weitet die Blutgefäße in der Kopfhaut und verbessert so die Nährstoffversorgung der Haarwurzeln.
Wichtig: Erste positive Effekte treten oft nach einigen Wochen auf, anfangs kann der sogenannte „Shedding-Effekt“ eintreten, bei dem zunächst noch mehr Haare ausfallen – ein Zeichen, dass die Therapie anspricht.
Ergänzend:
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Nahrungsergänzungsmittel:
Sinnvoll bei nachgewiesenem Mangel – bitte per Bluttest abklären lassen, bevor auf eigene Faust eingenommen wird. Besonders bei Zink ist eine Überdosierung möglich. -
Melatonin:
Als Schlafhormon hat es vermutlich auch Einfluss auf das Haarwachstum. Ausreichender Schlaf, Dunkelheit und gegebenenfalls auch topische Produkte mit Melatonin können unterstützend wirken.
Kosmetische Soforthilfe:
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Streuhaar:
Eine sofort sichtbare Lösung für dünne Stellen – kleine Fasern, die optisch verdichten, erhältlich in vielen Farben.
Weitere Therapien:
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Lasertherapie mit niedrig dosiertem Licht kann die Durchblutung fördern.
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Haartransplantationen sind bei fortgeschrittenem Haarausfall eine dauerhafte Lösung, jedoch kostenintensiv und nicht für jede Ursache geeignet.
Prävention & Alltagstipps
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Gesunde Ernährung:
Achten Sie auf eine ausgewogene Kost mit ausreichend Protein, Eisen und Vitaminen. -
Stressreduktion:
Yoga, Sport, Atemübungen – was Körper und Geist entspannt, hilft auch dem Haar. -
Guter Schlaf:
Schlafhygiene ist nicht nur für die Erholung wichtig, sondern möglicherweise auch für kräftiges Haar. -
Schonende Pflege:
Verzichten Sie auf aggressive Shampoos, heißes Föhnen und starkes Ziehen beim Kämmen.
Fazit: Früh erkennen – gezielt behandeln
Haarausfall ist mehr als nur ein kosmetisches Problem – er kann Hinweise auf körperliche oder seelische Ungleichgewichte geben. Je früher man die Ursache erkennt und behandelt, desto größer ist die Chance, dass sich das Haar erholt.
Wer unsicher ist, sollte den Weg in die Haarsprechstunde nicht scheuen. Und für den Alltag gilt: Mit etwas Geduld, der richtigen Pflege und gegebenenfalls medizinischer Unterstützung kann das Haar oft wieder dichter, gesünder und kräftiger nachwachsen.
Ihr Apothekenteam steht Ihnen bei Fragen jederzeit beratend zur Seite – persönlich, vertraulich und kompetent.